Johanna Picard, geb. Bloch

Johanna Picard, geb. Bloch
* 06.08.1906 in München, deportiert am 20.11.1941
nach Kaunas, ermordet in Kaunas am 25.11.1941

Herzog-Heinrich-Straße 5, 80336 München
Stolperstein verlegt am 27.06.2017

Biografie

Johanna (Hansi) Picard, geb. Bloch

Sprechstundenhilfe, Hausfrau, geboren am 06.08.1906 in München, verheiratet, deportiert am 20.11.1941 aus München nach Kaunas, ermordet am 25.11.1941 in Kaunas (05. Kislev 5702)

Eltern

Oskar Max Bloch, Dr. med. dent., Zahnarzt in München, Franziska (Fanny) Bloch, geb. Adler

Ehepartner

Heirat am 02.08.1937 in München mit Heinrich Picard, Kaufmann, geboren am 13.03.1895 in München, gestorben am 25.11.1941 in Kaunas

Adressen in München

  • Sendlinger-Tor-Platz 9, bei den Eltern (seit 06.08.1906)
  • Herzog-Heinrich-Straße 5, bei den Eltern (seit 01.09.1934)
  • Berlin
  • Mathildenstraße 11 (seit 01.01.1941)
  • Landwehrstraße 44 (seit 30.08.1941)

Weitere Informationen

Johanna (´Hansi´) Picard, geborene Bloch, kam als einziges Kind von Franziska und Oscar Bloch am August 1906 in München zur Welt.

Johanna Picard besuchte das Lyzeum Schmidt und absolvierte die Mittelschulprüfung.

Sie trat am 27.03.1935 aus dem Judentum aus und am 02.06.1935 zum Katholizismus über (Stadtpfarramt St.Paul), ist jedoch wenige Monate nach dem Übertritt am 31.12.1935 wieder ausgetreten und wurde erneut Mitglied der israelitischen Religionsgemeinschaft.

Ihre Berufsangabe ist Sprechstundenhilfe, sie hat wohl in der Zahnarztpraxis ihres Vaters mitgearbeitet. Sie und Heinrich Picard heirateten erst nach dem Tod von Oskar Bloch im Herbst 1937 und wohnten dann mit Hansis verwitweter Mutter in der gemeinsamen Wohnung in der Herzog-Heinrich-Straße 5.

Johannas Ehemann Heinrich Picard, geboren am 13.März 1895 in München, entstammte einer weitverzweigten angesehen Münchner Kaufmannsfamilie, die ein Anwesen in der Landwehrstraße 44 besaß – in dem sich der Geschäftsbetrieb, eine Woll- und Weißwarenhandlung mit 33 Angestellten, noch bis 1938 befand, bevor der Betrieb ‘verkauft’ wurde. Fanny Bloch, ihre Tochter und der Schwiegersohn mussten wenige Monate vor der Deportation nach Kaunas noch mehrfach umziehen und wohnten die letzten beiden Monate wieder im Anwesen in der Landwehrstraße 44, das zuvor der Kaufmannsfamilie Picard gehört hatte und welches eine Weile zum ‘Judenhaus’ geworden war.

Das Haus in der Herzog-Heinrich-Straße 5, vor dem nur 6 Stolpersteine für die Familie Picard und das Geschwisterpaar Seligmann verlegt werden konnten, wurde zwischen 1939 bis 1941 von der Vereinigung der bayerischen Milchprüfringe gekauft – so ist es im Verzeichnis des Kommunalreferats über jüdischen Grund- und Hausbesitz, das online einsehbar ist, aufgeführt. Dieses Verzeichnis enthält eine Auflistung von rund 750 Grundstücken und Häusern, die zwischen 1938 und 1942 aus jüdischem Besitz verkauft wurden – in den wenigsten Fällen zu einem angemessenen Preis oder gar freiwillig.

Hansi Picard wurde zusammen mit ihrem Ehemann Heinrich Picard und ihrer Mutter Fanny Bloch am 20. November nach Kaunas deportiert und dort bei einer Massenerschießung am 25.November 1941 ermordet.

Quellen:
Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945
Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“
Arolsen Archives