Dr. Phil. Ernst Darmstaedter
Dr. Phil. Ernst Darmstaedter
* 13.01.1877 in Mannheim,
Suizid in Stockdorf bei Gauting am am 13.11.1938
Arcisstraße 16, München
Stolperstein verlegt am 23.10.2020
Biografie
Chemiker, geboren am 13.01.1877 in Mannheim, ledig, Suizid am 13.11.1938 in Stockdorf bei Gauting (19. Cheshwan 5699)
Eltern
Julius Darmstaedter, Großkaufmann und Handelsrichter in Mannheim, Berta Darmstaedter, geb. Darmstaedter
Adressen in München
Zugezogen am 17.10.1906
- Mauerkircherstraße 22 (seit 03.11.1915)
- Ottostraße 4 (seit 05.10.1917)
- Arcisstraße 28 (seit 28.01.1918)
– Abgemeldet am 01.03.1934 nach Stockdorf, Bennostraße 83 –
Weitere Informationen
Dr. phil. Ernst Darmstaedter wurde am 13. Januar 1877 in Mannheim geboren. Als Sohn von Großkaufleuten hatte er in Heidelberg Chemie studiert und dort 1901 promoviert. Neben seinem Beruf als Chemiker war er Mitarbeiter zahlreicher Fachzeitschriften: Er schrieb für die „Alchemistischen Blätter“, die ab 1929 unter dem Titel „Archiv für alchemistische Forschung“ erschienen, sowie für „Archeion“ und die „Zeitschrift für Assyrologie“. 1922 erschien in Berlin sein Buch „Die Alchemie der Geber“, das 1969 nachgedruckt wurde. Von 1918 bis 1934 lebte Ernst Darmstaedter in der Arcisstraße 28; auch dieses Haus beschlagnahmte die NSDAP und vertrieb die Eigentümer und Mieter. Ernst Darmstaedter zog dann nach Stockdorf bei Gauting und lebte zuletzt in der Bennostraße 83 1/2. Er verübte nach der Pogromnacht 1938 am 12. oder 13. November 11.1938 Suizid und starb an einer Veronal-Vergiftung. (Die verschiedenen Quellen sind nicht eindeutig in Bezug auf den Todestag)
Mit einem Stolperstein vor dem heutigen Ägyptischen Museum wird heute an ihn erinnert. Laura Dobriner, geb. Drey, (1871-1942), Henriette Drey (1873-1942), Konrad Dobrin (1902-1952), Georg Hermann Dobriner (1903-1992), Dr. Ernst Darmstaedter (1877-1938) und Fritz Heinrich Hermann (1888-1941) bewohnten die Hausnummern 28 und 32 der Arcisstraße auf dem heutigen Gelände des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst; die Hausnummernfolge hat sich seither geändert. Die Platzierung der Stolpersteine für diese sechs Opfer des NS-Terrors in München erinnert nicht nur an die damaligen Verfolgungen und Vertreibungen, sondern warnt gleichzeitig vor Antisemitismus, Rassismus, Hass und Ausgrenzung in jetziger Zeit. Auf dem Areal, auf dem sich heute das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst befindet, sollte ab 1938 ein Kanzleigebäude der NSDAP errichtet werden. Hierfür wurden die Besitzer der Wohnhäuser an der Gabelsberger- und Arcisstraße enteignet und die Gebäude abgerissen. An ihrer Stelle war ein fünfstöckiger Bau mit mehreren Trakten und einer Länge von 180 Metern geplant. Als die Bauarbeiten an der Parteikanzlei wegen des Krieges eingestellt wurden, waren lediglich die unterirdischen Bunkeranlagen mit vier Meter dicken Wänden aus Stahlbeton fertiggestellt. Zwischen 1965 und 1970 wurde das Grundstück mit Institutsgebäuden der Technischen Universität teilweise überbaut. Im Zuge des Neubaus für das Ägyptische Museum und die Hochschule für Fernsehen und Film wurden ab 2007 die Institutsgebäude abgerissen und die Bunkeranlagen gesprengt. Im Foyer des Museums weist eine Informationstafel auf die Geschichte des Geländes hin.
Quellen: Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945 Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ Arolsen Archives
