Eva Emma Rosenberger, geb. Heymann

Eva Emma Rosenberger, geb. Heymann
* 18.05.1872 in Trenschin, Kreis Oppeln / Oberschlesien, deportiert am 10.06.1942
ermordet in Theresienstadt am 11.07.1942

Türkenstraße 26, München
Stolperstein verlegt am 10.06.2021

Biografie

Eva Emma Rosenberger kam am 22. Juni 1860 in Trenschin, Kreis Oppeln / Oberschlesien auf die Welt. 1881 heiratete sie den ebenfalls aus Oberschlesien stammenden jüdischen Kaufmann Max Rosenberger; das Paar zog nach München und bekam dort sechs Kinder. Im Sommer 1907 zog die Familie Rosenberger um in die Türkenstraße 26. Ein Jahr später taucht am Königlichen Residenztheater die jüngste Tocher Hewig, damals erst 16 Jahre alt, als Schauspiel-Elevin auf und nennt sich von da an Hedda Berger. Mit 17 wird sie am Münchner Volkstheater engagiert, danach in Augsburg. In der Zeit spielt sie auch in ihrem ersten Stummfilm „Hartes Brot, eine Tragödie in 2 Akten mit dem Fräulein Hedda Berger vom Stadttheater Augsburg“. In der Spielzeit 1915/16 wird sie an die Münchner Kammerspiele engagiert, spielt in zwei Strindberg – und Hofmannsthal–Erstaufführungen des damaligen Oberspielleiters Otto Falckenberg. Es folgen – bis 1933 – Engagements an großen deutschen Theatern u.a. in Königsberg und Bremen. Ihre Münchner homebase ist in all den Jahren die Türkenstr.26/3 bei ihrer Mutter Eva, ‚Versteigererswitwe‘. Deren Gatte, Max Rosenberger, war 1911 im Alter von 50 Jahren früh verstorben. Die fünf Töchter und der Sohn waren damals zwischen 29, Dorothea die Älteste, und 19, Hedda, die Jüngste. Vier der Geschwister Hedda Bergers heirateten nicht-jüdische Partner und überlebten die Shoah; wir wissen aber nicht, unter welchen Gefährdungen. Die Mutter Eva Rosenberger wohnte in der Türkenstraße 26 bis September 1933, mit ihr zusammen seit 1922 ihre älteste Tochter Dorothea (geb.1882), mit ihrem Mann, dem ‚Vortragskünstler‘ Joseph Ambrunn (geb.1882) und Tochter Ruth (*1922).

Im September 1933 fliehen Dorothea und Joseph Ambrunn mit der damals 11jährigen Tochter Ruth nach Lyon. Die 18jährige Ruth, Eva Rosenbergers Enkeltochter, schließt sich 1940 der Résistance an und begegnet dort dem polnisch-jüdischen Kommunisten Alter Moshe Goldman. Die beiden heiraten 1949. Diese Geschichte der Goldmans und ihrer vier Kinder ist eine deutsch–polnisch–französisch–jüdische, eine politische europäische Familiengeschichte des 20.Jahrhunderts, zu der aus München eine Spur führt, von der Türkenstraße 26.
Über das weitere Schicksal von Ruths Eltern nach der Flucht 1933 wissen wir nichts. Ruths Großmutter Eva Rosenberger zog danach ins jüdische Altenheim in der Mathildenstraße. Am 10. Juni 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, vier Wochen später war sie tot, sie starb laut Todesfallanzeige „an Altersschwäche“.

Hedda Berger war 1933 nach Wien geflohen. Bis zum „Anschluss“ Österreichs im März 1938 versuchte sie dort, wie viele geflohene deutsche Theatermenschen, weiter arbeiten zu können. Sie trat zum letzten Mal im Februar 1938 auf, im Wiener Theater am Parkring. Viereinhalb Jahre später wurde sie von der Gestapo in Wien verhaftet und dem „Sammellager der Zentralstelle für jüdische Auswanderung überstellt“. Am 9. Januar 1943 wurde sie aus Wien nach Theresienstadt deportiert, zwei Wochen später weiter nach Auschwitz und dort ermordet.
Im Narrativ der Münchner Kammerspiele kam bisher ihr Name nicht vor. Im www.gedenkbuch.muenchen.de hieß es bisher ‚Über das Schicksal der
Tochter Hedwig Rosenberger liegen keine Informationen vor‘. Mit zwei Stolpersteinen vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Türkenstraße 26 werden Eva und Hedwig Rosenberger ins Gedächtnis der Stadt zurückgeholt, die Schauspielerin Hedda Berger ins Gedächtnis der Münchner Kammerspiele. (Recherche + Text: Janne und Klaus Weinzierl 10.Juni 2021