Heinrich Kohn

Heinrich Kohn
* 25.01.1904 in München, deportiert am 30.10.1933

Loristraße 7, München
Stolperstein verlegt am 20.11.2021

Biografie

Heinrich Kohn
* 10.6..1866 in München
gestorben am 30.10.1933 in München
Stolperstein verlegt am 20.11.2021

Heinrich Kohns Vater Salomon stammte aus Wassertrüdingen, wo er als Lederhändler und Gerbermeister seinen Lebensunterhalt verdiente. 1859 heiratete er die aus Schwabing stammende Johanna Billmann und zog mir ihr nach München.

Johanna Kohn brachte drei Kinder zur Welt: Am 4. Juli 1861 Mathilde, am 3. Mai 1863 Emanuel und schließlich am 10. Juni 1866 Heinrich.

Emanuel und Heinrich besuchten das Maximiliansgymnasium. Danach schlugen sie unterschiedliche Lebenswege ein. Emanuel Kohn studierte an der Kunstakademie, Heinrich Kohn entschied sich für den Beruf eines Kaufmanns. Über Mathilde Kohn ist nur bekannt, dass sie sehr jung den Kaumann Theodor Pfeiffer heiratete.

Am 5. März 1900 heiratete Heinrich Kohn die zwölf Jahre jüngere Olga Schulhöfer und gründete mit ihr in der Elvirastraße 3 in Neuhausen eine eigene Familie. Seine beiden Töchter wurden hier geboren: Elisabeth kam am 11. Februar 1902 zur Welt, Marie Luise am 25. Januar 1904. Im April 1914 zog die Familie in die Loristraße 7 im Stadtteil Maxvorstadt. Beide Töchter besuchten das Luisengymnasium. Elisabeth studierte nach dem Abitur Jura, promovierte und arbeitete als Rechtsanwältin. Marie Luise hatte das künstlerische Talent ihres Onkels Emanuel geerbt. Bevor sie jedoch ein Kunststudium begann, ließ sie sich auf den Rat der Eltern hin zur Kindergärtnerin ausbilden.

Heinrich Kohn leitete von der Loristraße aus den „Großhandel für Getreide und Futtermittel Otto Engl“. Das Warenlager der Firma befand sich in der Schützenstraße 12 (heute Am Schützeneck) in Pasing, wo Otto Engl sich auch als Stadtrat politisch engagierte. Wann Heinrich Kohn den Großhandel übernahm, lässt sich nicht mehr feststellen. Otto Engl starb 1927; es ist jedoch anzunehmen, dass der Großhandel schon viele Jahre zuvor in Heinrich Kohns Besitz übergegangen war.

Am 9. März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht auch in Bayern und gingen umgehend rigoros gegen Juden vor. Am 1. April boykottierten sie jüdische Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien. Schilder mit den Aufrufen „Kauft nicht bei Juden“, uniformierte SA-und HJ-Posten hinderten die Münchner am Betreten der Gebäude. Heinrich Kohn war erkrankt. Das aggressive Vorgehen der neuen Machthaber blieb sicher nicht ohne Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf. Er starb am 30. Oktober 1933. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Israelitischen Friedhof in Reihe 9 der Sektion 28.

Bis zum Novemberpogrom 1938 führte Olga Kohn die Großhandlung allein weiter. Am 20. November 1941 wurde sie gemeinsam mit Elisabeth und Marie Luise Kohn nach Kaunas deportiert und fünf Tage später ermordet.
(recherchiert und geschriben von Ingrid Reuther)