Heinrich Oestreicher
Heinrich Oestreicher
* 18.08.1871 in München, deportiert am 11.07.1942
ermordet in Theresienstadt am 31.12.1942
Viktor-Scheffel-Straße 19, München
Stolperstein verlegt am 01.09.2007
Biografie
Heinrich Oestreicher
* 12.05.1868 in München deportiert am 11.07.1942
ermordet in Theresienstadt am 31.12.1942
Viktor-Scheffel-Straße 19
Stolperstein verlegt am 01.09.2007
Heinrich Oestreicher wird am 12. Mai 1868 in München als ältester Sohn von Amson Oestreicher, Landesproduktenhändler in München, und Johanna Oestreicher geb. Levinger geboren.
Am 20. 2. 1896 heiratet Heinrich Oestreicher in München Anna Wirth, geb. 3. 10. 1869 in Bruchsal. Das Ehepaar hat zwei Kinder: Maximilian, geb. 15. 5. 1898 in München, und Erna, geb. 19. 9. 1899 in München. Die Familie lebt in der Ainmillerstr. 26/II.
Heinrich Oestreicher ist bis 1932 als Vertreter tätig. Die nichtjüdische Ehefrau stirbt am 5. 1. 1935 in München. Nach dem Tod seiner Frau zieht Heinrich Oestreicher am 22. 2. 1936 in die Viktor-Scheffel-Straße 19/II. Am 21. 11. 1939 muss er in die Baaderstr. 25/III umziehen, am 28. 9. 1941 ins Übernachtungsheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Wagnerstr. 3/0. Am 20. 2. 1942 wird er ins Barackenlager Knorrstraße 148 verbracht; ab dem 7.5. 1942 lebt er wiederum in der Baaderstr. 11/III bis zu seiner Deportation. (1)
Am 22.7.1942 wird Heinrich Oestreicher mit dem Transport II/18 von München nach Theresienstadt deportiert. (2) Das war einer von 24 Transporten zu je 50 Personen, mit denen von Juni bis August 1942 etwa 1200 Juden aus München und Schwaben nach Theresienstadt verschleppt wurden. Die Betroffenen wurden in Omnibussen und Möbelwagen an den Hauptbahnhof oder den Güterbahnhof in Laim gebracht, wo sie in einen Personenwagen dritter Klasse steigen mussten, der an einen regulären Zug angehängt wurde.
Ins hoffnungslos überfüllte Ghetto Theresienstadt wird Heinrich Oestreicher mit 74 Jahren verschleppt. Ob er seinen Bruder Emil wiedersieht, der eine Woche vor ihm nach Theresienstadt deportiert wurde (1)? Wir wissen es nicht. Im September 1942 erreichte die Einwohnerzahl dort ihren höchsten Stand: 53.000 Menschen auf einer Fläche von 115.000 Quadratmetern (zum Vergleich: vor dem Krieg lebten 7.000 Menschen in dem Städtchen, das die Nazis im Juni 1942 zum Ghetto gemacht hatten). (3) Auch über das Leben und Sterben von Heinrich Oestreicher in Theresienstadt wissen wir nichts bis auf das Todesdatum: 15. 3. 1943.
Schicksal der Angehörigen
Der Sohn Maximilian wurde am 2. Juli 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet (4). Zuvor hatte er als Ingenieur und Betriebsleiter in Kassel gelebt. Über das Schicksal der Tochter Erna ist nichts bekannt.
Heinrich Oestreicher hatte vier Geschwister:
Emil Oestreicher, geb. 18. 12. 1873 in München, Kürschner, wurde am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert und im September 1943 in Treblinka ermordet. (1)
Arthur Oestreicher, geboren am 22.4.1876, starb bereits am 28.10.1929.
Wilhelm Oestreicher, geboren am 11.10.1877, war kaufmännischer Angestellter und heiratete am 17.08.1911 in München Mathilde Reindl (nichtjüdisch) aus Lenggries. Diese “Mischehe“ war der Grund dafür, dass er – trotz Aufenthalt in den verschiedenen Massenunterkünften und Internierungslagern – die gesamte Nazizeit in München überleben konnte. Er starb am 7.1.1954 in München und wurde auf dem Neuen Israelitischen Friedhof begraben. (1)
Über das Schicksal von Betty Oestreicher, geb. 31.8.1885 in München, ist nichts bekannt.
Transport
Vom Bahnhof Bauschowitz (Bohušovice) mussten die Deportierten zu Fuß ins Lager gehen (der Bau der Bahngleise von Bauschowitz nach Theresienstadt durch jüdische Gefangene begann erst im August 1942). Häufig musste die Strecke in der Nacht zurückgelegt werden. Bei einem Besuch im Mai 2008 ging auch ich diesen Weg und machte nächtliche Fotos davon.
Der Überlebende H. G. Adler berichtet über die Ankunft in Theresienstadt:
”Die Neulinge mussten mit ihrem Handgepäck in Viererreihen abmarschieren. Unter Begleitung von Gendarmerie und Ghettowache wurde der kaum 3 km lange Weg in zwei bis drei Stunden zurückgelegt… Kranke und alte Menschen wurden so dicht auf Lastautos und Traktorenanhänger geladen, dass sie w