Henriette Drey
Henriette Drey
* 06.05.1875 in München, deportiert am 25.06.1942
ermordet in Treblinka
Arcisstraße 16, München
Stolperstein verlegt am 23.10.2020
Biografie
Henriette Drey wurde 5. Mai 1873 in München geboren. Sie war das jüngste von drei Kindern des Kaufmannehepaars Ignaz und Maria Drey und hatte noch drei Halbge-schwister – Moritz Ludwig, Margarethe Fox und Jenny Wulf – aus erster Ehe des Vaters. Henriette lebte seit Juli 1917 in der Arcisstraße 32, zunächst im Erdgeschoss bei ihrer Mutter, ab Januar 1928 dann im 3. Stock im Haushalt ihrer zwei Jahre ältere leiblichen Schwester Laura Dobriner, deren Ehemann Dr. phil.et chem. Paul Dobrine und den Kindern Georg Hermann und Konrad. Das Haus gehörte Henriettes Eltern und später in den Besitz ihrer Schwester Laura über, bis die NSDAP sie enteignete. Das ganze Areal rund um den Königsplatz sollte zum Parteiviertel werden, die dort befindlichen Wohnge-bäuden entlang von Arcis-und Gabelsbergerstraße wurden abgerissen. Henriettes leibli-cher Bruder, Dr. med. Hermann Berthold Drey, geboren am 29.04.1882 in München, starb im Juni 1918 in einem Feldlazarett in Frankreich. Über das Leben von Henriette Drey wissen wir nur wenig; im „Biographischen Gedenkbuch der Münchner Juden“ erfahren wir über sie nur, dass sie ledig blieb und als Privatiere lebte. Von April 1934 bis Dezem-ber 1938 lebte sie in Solln, Albrecht-Dürer-Straße 1, bevor sie zurück nach München in die Adelheidstraße 32 zog. Ab April 1939 lebte sie im Altenheim der Israelitischen Kultus-gemeinde in der Kaulbachstraße, ab März 1942 in der Klenzestraße 4. Wenige Wochen später, am 25. Juni 1942, wurde sie im Alter von 69 Jahren nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet.
Laura Dobriner, geb. Drey, (1871-1942), Henriette Drey (1873-1942), Konrad Dobrin (1902-1952), Georg Hermann Dobriner (1903-1992) und Dr. Ernst Darmstaedter (1877-1938)Fritz Heinrich Hermann (1888-1941) bewohnten die Hausnummern 28 und 32 der Arcisstraße auf dem heutigen Gelände des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst; die Hausnummernfolge hat sich seither geändert. Die Platzierung der Stolpersteine für diese sechs Opfer des NS-Terrors in München erinnert nicht nur an die damaligen Verfolgun-gen und Vertreibungen, sondern warnt gleichzeitig vor Antisemitismus, Rassismus, Hass und Ausgrenzung in jetziger Zeit. Auf dem Areal, auf dem sich heute das Staatliche Mu-seum Ägyptischer Kunst befindet, sollte ab 1938 ein Kanzleigebäude der NSDAP errich-tet werden. Hierfür wurden die Besitzer der Wohnhäuser an der Gabelsberger- und Arcis-straße enteignet und die Gebäude abgerissen. An ihrer Stelle war ein fünfstöckiger Bau mit mehreren Trakten und einer Länge von 180 Metern geplant. Als die Bauarbeiten an der Parteikanzlei wegen des Krieges eingestellt wurden, waren lediglich die unterirdi-schen Bunkeranlagen mit vier Meter dicken Wänden aus Stahlbeton fertiggestellt. Zwi-schen 1965 und 1970 wurde das Grundstück mit Institutsgebäuden der Technischen Universität teilweise überbaut. Im Zuge des Neubaus für das Ägyptische Museum und die Hochschule für Fernsehen und Film wurden ab 2007 die Institutsgebäude abgeris-sen und die Bunkeranlagen gesprengt. Im Foyer des Museums weist eine Informationsta-fel auf die Geschichte des Geländes hin.