Olga Kohn, geb. Schulhöfer
Olga Kohn, geb. Schulhöfer
* 26.04.1925 in Würzburg, deportiert am 20.11.1941
ermordet in Kaunas am 25.11.1941
Loristraße 7, München
Stolperstein verlegt am 20.11.2021
Biografie
Olga Kohn, geb. Schulhöfer
* 18.12..1878 in Würzburg
deportiert am 20.11.1941 nach Kaunas
ermordet am 25.11.1941 in Kaunas
Stolperstein verlegt am 20.11.2021
Olga Kohns Vater Ludwig Schulhöfer war Pferdehändler in Würzburg, später übernahm er auch den Handel mit Landesprodukten. Mitte der 1860er Jahre heiratete er Betty (Peppi) Theilheimer und wurde Vater von zwei Töchtern: Am 2. Februar 1869 kam Helena zur Welt und am 18. Dezember 1878 Olga. Beide besuchten in Würzburg die Höhere Töchterschule.
Helena Schulhöfer heiratete um 1890 Louis Weill, Inhaber eines Herrengarderobegeschäfts in Würzburg und wurde Mutter von drei Kindern: 1892 kam ihr Sohn Siegfried zur Welt, 1894 folgte Martha und 1898 Felix. 1902 übersiedelte die Familie Weill nach Frankfurt am Main.
Olga Schulhöfer heiratete am 5. März 1900 in Würzburg den zwölf Jahre älteren Münchner Kaufmann Heinrich Kohn und zog mit ihm in seine Heimatstadt. Am 11. Februar 1902 kam ihre Tochter Elisabeth zur Welt, zwei Jahre später wurde am 25. Januar 1904 Marie Louise geboren. 1914 verlegte die Familie ihren Wohnsitz in die Loristraße 7. Von hier aus leitete Heinrich Kohn die „Getreide- und Futtermittelgroßhandlung Otto Engl“. Die Familie führte ein gutbürgerliches Leben und beide Töchter konnten ihren eigenen Lebensweg wählen: Elisabeth studierte Rechtswissenschaften und promovierte 1924, Marie Luise studierte nach ihrer Ausbildung als Kindergärtnerin erfolgreich Kunst an namhaften Schulen.
1933 änderte sich Olga Kohns Leben grundlegend. Fast gleichzeitig mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erkrankte Heinrich Kohn und erholte sich nicht mehr. Er starb am 30. Oktober 1933. Olga Kohn führte den Betrieb allein weiter. Sein Tod blieb nicht der einzige Schicksalsschlag in diesem Jahr. Im August entzogen die Nazis der mittlerweile als Rechtsanwältin arbeitenden Elisabeth die Zulassung. Marie Luise, inzwischen als Künstlerin unter dem Namen Maria Luiko bekannt, verwehrten sie die Mitgliedschaft im Reichsverband bildender Künstler, verbunden damit war ein Ausstellungsverbot.
Nach dem Novemberpogrom 1938 war Olga Kohn gezwungen, den Gewerbebetrieb aufzugeben. Neun Monate später, im August 1939, vertrieb man die Familie aus dem Haus, in dem sie fünfundzwanzig Jahre gelebt hatte. Nur wenige Einrichtungsgegenstände konnten sie mitnehmen, denn in der ihnen zugeteilten Wohnung im 1. Stock der Frundsbergstraße 8, ein „Judenhaus“, standen ihnen nur zwei Zimmer zur Verfügung.
Zwei Jahre später musste Olga Kohn mit ihren Töchtern auch diese Wohnung verlassen. Danach folgen mehrere Wohnungswechsel. Anfang November erhielten sie einen Deportationsbescheid. Kurz mussten sie sich noch im jüdischen Übernachtungshaus in der Wagnerstraße 3 aufhalten, dann überstellte man sie ins Barackenlager Milbertshofen, dem Sammellager vor den Deportationen.
Olga Kohn wurde am 20. November 1941 mit ihren Töchtern Elisabeth und Marie Luise Kohn am 20. November 1941 nach Kaunas in Litauen deportiert und dort am 25. November 1941 von einem SS-Sonderkommando erschossen.
(recherchiert und geschrieben von Ingrid Reuther)