Otto Binder

Otto Binder
* 28.10.1904 in München, deportiert am 04.02.1942
ermordet in Stadelheim am 28.06.1944

Augustenstraße 98, München
Stolperstein verlegt am 14.10.2017

Biografie

* 28.10.1904 in München deportiert am 04.02.1942
ermordet in Stadelheim am 28.06.1944
Augustenstraße 98

Stolperstein verlegt am 14.10.2017

Otto Binder, am 28. Oktober 1904 in München geboren, gehörte der kommunistischen Widerstandsgruppe um seinen Schwiegervater Wilhelm Olschewski und Hans Hartwimmer an. Er wurde zusammen mit seinem Schwager Willy Olschewski und Engelbert Kimberger am 28. Juni 1944 im Gefängnis Stadelheim hingerichtet. Andere Mitglieder dieser Gruppe wie Michael Hommer, Simon Hutzler, Karl Huber und Wilhelm Olschewski sen. starben schon vorher in Polizei- oder KZ-Haft. Weitere Beteiligte wie Willy Sachse, Berlin, einer der treibenden Kräfte oder Beppo Römer, der Kopf der ganzen Organisation, der von Berlin aus die Münchner Gruppe angeleitet hatte oder Gustav Straub, Hans Reisinger, Hans Hartwimmer, Raimund Gstür (Tod in ZH Straubing) wurden im ZH Brandenburg-Görden bzw. Gefängnis Stadelheim in den folgenden Monaten hingerichtet. Alle waren vom VGH in München bzw. Berlin im Frühjahr 1944 zum Tode verurteilt worden.

Der Kaufmann Wilhelm Olschewski sen., 1871 in Lyk/Ostpreussen geboren, im 1. Weltkrieg dekorierter Offizier, war auf Seiten der USPD in der Rätebewegung 1918/19 in Augsburg führend tätig und wurde dafür im Juni 1919 wegen Hochverrat zu mehreren Jahren Festungshaft verurteilt. Inzwischen Mitglied der KPD, arbeitete er seit 1925 in München als Geschäftsführer der kommunistischen „Neuen Zeitung“. Die große Familie – er hatte mit seiner Frau Sophie fünf Kinder – bildete mit ihrer Wohnung in der Augustenstraße 89 ein weit über München hinausgehendes „kommunistisches Zentrum“. Als bekannter Kommunist wurde Olschewski bereits im März 1933 für drei Monate festgenommen und bis Herbst 1937 nochmals jeweils kurzzeitig inhaftiert. Die beiden Söhne Erich und Willy waren teilweise langjährig im KZ Dachau. Trotzdem hielt Olschewski die Kontakte aufrecht und bemühte sich auch in den späten 1930er Jahren um Möglichkeiten des Widerstandes gerade angesichts des drohenden Krieges. 1939 schloss sich Olschewski senior mit seinem Sohn Willy, Maschinenschlosser, und seinem Schwiegersohn Otto Binder, einem Münchner Straßenbahner, – er hatte die Tocher Rosa geheiratet – dem Kreis um Beppo Römer an und knüpfte ein Netz v.a. aus Münchner KommunistInnen. Darunter war auch Engelbert Kimberger, Schneidermeister, der ebenfalls nach 1933 bereits für mehrere Jahre im KZ Dachau eingesperrt war und dort auch den jungen Willy Olschewski kennengelernt hatte.
Insgesamt waren in München 48 Personen, darunter mehrere Frauen, verhaftet worden, darunter Otto Aster, Johann Herker, Viktoria Hösl, Ludwig Stark, Zenta Beimler. 32 von ihnen wurden 1943 von der Gestapo der Justiz übergeben, die die meisten zu mehrjährigen Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilte.

Das Besondere dieses Widerstandskreises ist seine Zusammensetzung und die sie verbindende Gemeinsamkeit: Beteiligt waren einmal langjährige Kommunisten, z.T. Funktionäre, wie Aster, Herker, Hösl, Olschewski sen. u. jun. Bei einigen reicht das revolutionäre Engagement bis in die erste Matrosenrevolte 1917 (Sachse) bzw. die Novemberrevolution zurück. Mehrere waren bis 1938/39 im KZ Dachau inhaftiert. Die zweite Gruppe bildeten Angehörige des Bundes Oberland mit Josef „Beppo“ Römer an der Spitze. Er hatte als Freikorpsführer 1919 an der Niederschlagung der Räterepublik in München und dann sogar 1923 am Hitlerputsch teilgenommen. Er näherte sich in der 2. Hälfte der 1920er Jahre der KPD an und führte den „Aufbruchkreis“. Ihm gehörten Linksintellektuelle aber auch ehemalige Oberländer an. Anlass war die Sorge, dass die deutsche Revanchepolitik und besonders Hitlers Aufstieg zu einem erneuten Krieg mit Rußland bzw. der Sowjetunion führen würde. Römer und mehrere Mitglieder seiner Gruppe arbeiteten auch mit dem KPD-Nachrichtendienst zusammen und wurden deshalb nach 1933 ins KZ Dachau gebracht. Dort trafen Römer und Hartwimmer mit kommunistischen Widerstandskämpfern zusammen wie Olschewski