Rosa Günther

Rosa Günther
* 22.03.1927 in Allersdorf bei Rohrbach, Österreich,
ermordet in Auschwitz am 22.10.1942

Isartalstraße 34, München
Stolperstein verlegt am 21.12.2013

Biografie

* 22.02.1886 in Allersdorf bei Rohrbach, Österreich deportiert 1938
ermordet in Auschwitz am 22.10.1942
Isartalstraße 34

Stolperstein verlegt am 21.12.2013

Rede von Christoph Wilker anlässlich der Verlegung des Stolpersteines für Rosa Günther am 21. Dezember 2013 vor deren ehemaligem Wohnhaus:

Rosa Günther wohnte hier, im Hause Isartalstr. 34, im 2. Stock. Rosa Günther war bislang ein unbekannter Name: Nur in verschiedenen Archiven erwähnt, unbemerkt neben tausenden und abertausenden anderer Namen. Der Tod von Rosa Günther unter dem NS-Regime war bis vor kurzem noch gar nicht bekannt. Nach außen war lediglich gedrungen, dass sie in den Konzentrations-lagern Moringen und Lichtenburg inhaftiert war. Doch danach verloren sich die Spuren. Erst im Frühjahr diesen Jahres bin ich durch weitere Forschungen und mit Hilfe von Historikern auf Dokumente gestoßen, die belegen, dass Rosa Günther ins KZ Ravensbrück überstellt wurde, von dort ins KZ Auschwitz, wo sie am 22. Oktober 1942 starb.

Rosa Günther hatte sich 1920 – mit 34 Jahren – den Bibelforschern angeschlossen, wie sich die Zeugen Jehovas damals nannten. 1933 begann eine schwierige Zeit – für viele, nicht nur für die Zeugen Jehovas. Doch die Zeugen Jehovas hatten aufgrund ihrer Bibelkenntnisse eine eigene Sichtweise der Entwicklungen. Sie lehnten von Anfang an die Vorstellungen des NS-Regimes ab: den Führerkult, die Behandlung der Juden, den Kriegsdienst. Schon wenige Monate nach der Machtübernahme Hitlers wurden die Zeugen Jehovas in einem Land des Deutschen Reiches nach dem anderen verboten, so am 13. April 1933 in Bayern.

Wie kam es schon so früh zu einem Verbot? Das hatte verschiedene Gründe:
* Zum einen störten sich die Nationalsozialisten an den internationalen Charakter der Bibelforscher-Bewegung
* Hinzu kam die Propaganda national gesinnter Personen, die die Bibelforscher z. B. als „amerikanische Sekte mit starken kommunistischen Einschlag“ oder als eine „dem Judentum Schrittmacherdienste leistende Organisation“ bezeichneten.
* der religiösen ´Konkurrenz´ kamen die Möglichkeiten unter dem neuen Regime entgegen, den Zeugen Jehovas, die reihenweise aus der Kirche ausgetreten waren, Schwierigkeiten zu bereiten
* dazu kam das Verhalten der Zeugen Jehovas, das z. B. in der Ablehnung des Hitlergrußes ihren Ausdruck fand. (Quelle u.a.: Garbe, Zwischen Widerstand und M. S. 83, S. 86)

Trotz des Verbots setzten die Zeugen Jehovas ihre religiösen Tätigkeiten fort:
* Sie trafen sich weiter zu Bibelkreisen
* Sie waren weiter missionarisch aktiv.
Mehr noch: Sie klagten die Reichsregierung wegen der Verfolgungsmaßnahmen an, z. B. in insgesamt vier reichsweiten Kampagnen zwischen 1934 und 1937. Diese Kampagnen lösten Verfolgungswellen gegen die Zeugen Jehovas aus. Auch danach wurden in den Schriften der Zeugen Jehovas weiter offen in Text und Bild die Verbrechen der Nationalsozialisten angesprochen.

Das Institut für Zeitgeschichte bezieht sich auf zwei dieser Aktionen, wenn es schreibt: „Zweimal, am 12. Dezember 1936 und am 20. Juni 1937, gelangen ihnen [den Zeugen Jehovas] mit der schlagartig im ganzen Reichsgebiet durchgeführten Verteilung von Protestflugblättern Propagandacoups, wie sie in diesem Umfang keine andere illegale Gruppe zustande brachte.“ (Horst Möller, Volker Dahm, Hartmut Mehringer / Institut für Zeitgeschichte: Die tödliche Utopie, München 1999, Seite 293) Eine dieser Kampagnen betraf die sogenannte Luzerner Resolution, einem Protestflugblatt, das im ganzen Deutschen Reich verbreitet wurde.

Rosa Günther beteiligte sich am 12. Dezember 1936 wie viele andere ZJ an der Verteilung dieses Flugblattes. Im Juni 1937 beteiligte sie sich an einer weiteren Flugblattaktion, der Verteilung eines Offenen Briefes. Das führte zu ihrer zweiten Verhaftung am 1. Juli 1937. Sie beteiligte sich an beiden Aktionen, obwohl sie bereits 1936 eine dreimonatige Gefängnisstrafe verbüßt hatte, weil sie in einer Bibelforscher-Gerichtsverhandlung, bei der sie als Zuhörerin anwesend war, tro