Wilhelm Olschewski
Wilhelm Olschewski
* 07.02.1902 in Lyk, Ostpreußen,
ermordet in Stadelheim am 30.04.1943
Augustenstraße 98, München
Stolperstein verlegt am 14.10.2017
Biografie
Wilhelm Olschewski
* 18.08.1871 in Lyk, Ostpreußen ermordet in Stadelheim am 30.04.1943
Augustenstraße 98
Stolperstein verlegt am 14.10.2017
Der Kaufmann Wilhelm Olschewski sen., 1871 in Lyk/Ostpreussen geboren, im 1. Weltkrieg dekorierter Offizier, war auf Seiten der USPD in der Rätebewegung 1918/19 in Augsburg führend tätig und wurde dafür im Juni 1919 wegen Hochverrat zu mehreren Jahren Festungshaft verurteilt. Inzwischen Mitglied der KPD, arbeitete er seit 1925 in München als Geschäftsführer der kommunistischen „Neuen Zeitung“.
Die große Familie – er hatte mit seiner Frau Sophie fünf Kinder – bildete mit ihrer Wohnung in der Augustenstraße 89 ein weit über München hinausgehendes „kommunistisches Zentrum“. Als bekannter Kommunist wurde Olschewski bereits im März 1933 für drei Monate festgenommen und bis Herbst 1937 nochmals jeweils kurzzeitig inhaftiert. Die beiden Söhne Erich und Willy waren teilweise langjährig im KZ Dachau. Trotzdem hielt Olschewski die Kontakte aufrecht und bemühte sich auch in den späten 1930er Jahren um Möglichkeiten des Widerstandes gerade angesichts des drohenden Krieges.
1939 schloss sich Olschewski senior mit seinem Sohn Willy, Maschinenschlosser, und seinem Schwiegersohn Otto Binder, einem Münchner Straßenbahner, – er hatte die Tocher Rosa geheiratet – dem Kreis um Beppo Römer an und knüpfte ein Netz v.a. aus Münchner KommunistInnen. Darunter war auch Engelbert Kimberger, Schneidermeister, der ebenfalls nach 1933 bereits für mehrere Jahre im KZ Dachau eingesperrt war und dort auch den jungen Willy Olschewski kennengelernt hatte.
Insgesamt waren in München 48 Personen, darunter mehrere Frauen, verhaftet worden, darunter Otto Aster, Johann Herker, Viktoria Hösl, Ludwig Stark, Zenta Beimler. 32 von ihnen wurden 1943 von der Gestapo der Justiz übergeben, die die meisten zu mehrjährigen Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilte.
Das Besondere dieses Widerstandskreises ist seine Zusammensetzung und die sie verbindende Gemeinsamkeit: Beteiligt waren einmal langjährige Kommunisten, z.T. Funktionäre, wie Aster, Herker, Hösl, Olschewski sen. u. jun. Bei einigen reicht das revolutionäre Engagement bis in die erste Matrosenrevolte 1917 (Sachse) bzw. die Novemberrevolution zurück. Mehrere waren bis 1938/39 im KZ Dachau inhaftiert.
Die zweite Gruppe bildeten Angehörige des Bundes Oberland mit Josef „Beppo“ Römer an der Spitze. Er hatte als Freikorpsführer 1919 an der Niederschlagung der Räterepublik in München und dann sogar 1923 am Hitlerputsch teilgenommen. Er näherte sich in der 2. Hälfte der 1920er Jahre der KPD an und führte den „Aufbruchkreis“. Ihm gehörten Linksintellektuelle aber auch ehemalige Oberländer an. Anlass war die Sorge, dass die deutsche Revanchepolitik und besonders Hitlers Aufstieg zu einem erneuten Krieg mit Rußland bzw. der Sowjetunion führen würde. Römer und mehrere Mitglieder seiner Gruppe arbeiteten auch mit dem KPD-Nachrichtendienst zusammen und wurden deshalb nach 1933 ins KZ Dachau gebracht. Dort trafen Römer und Hartwimmer mit kommunistischen Widerstandskämpfern zusammen wie Olschewski sen., Herker, Aster u.a.
1938/39 wurden die genannten entlassen, blieben aber in gelegentlichem Kontakt. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion kam ein Ende des NS-Regimes in Sicht. Nun wurden die schon bestehenden Verbindungen von Römer, der in Berlin tätig war, aktiviert. Hartwimmer und Olschewski sollten in ihrem Umfeld Personen für die illegale Arbeit in Fünfergruppen gewinnen. In dem halben Jahr bis zur Verhaftung wurde so ein Netz von über 40 Personen aufgebaut, meist Familienangehörige, Verwandte, Arbeitskollegen, ehemalige KPD oder Oberland-Mitglieder. Über Römer kamen illegale Schriften nach München, die zur Sabotage besonders im Treibstoffbereich aufriefen und mahnend auf Napoleons Schicksal hinwiesen.
Römer wurde anscheinend von Berlin aus überwacht und so wurden in zwei Verhaftungswellen Anfang Februar 1942 und Mitte März 1942 alle Münchner Beteiligten, insgesamt 48 verhaftet un